Retrofit für 18 Jumbos
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British Airways bringt (etwas) A380-Feeling in die 747-400

LONDON - Diese eine Liebe wird so schnell nicht zu Ende gehen: British Airways hat 18 Boeing 747-400 überholt und auf den aktuellen Standard ihres Business-Class-Produkts "Club World" gebracht. So können die Jumbos noch einige Zeit Seite an Seite mit ihren jüngeren Schwestern A380 und 787 fliegen.

British Airways und die Boeing 747-400 verbindet seit der ersten Auslieferung im Sommer 1989 eine bemerkenswerte Geschichte. Zeitweise 57 Flugzeuge machten die Airline zum größten Jumbo-Betreiber der Welt. Immerhin 38 747-400 fliegen heute noch immer für British Airways um den Globus.

British Airways Boeing 747-400
British Airways Boeing 747-400, © Ingo Lang

"Gerade erhielten wir unseren zwölften A380 Superjumbo und haben jetzt 13 Dreamliner in der Flotte", sagt British-Airways-Manager Troy Warfield. "Doch die ikonenhaften 747 werden ein wichtiger Teil unserer Flotte bleiben, den viele unserer Kunden ins Herz geschlossen haben."

Die britische Treue zur 747-400 hat einen einfachen Grund. Zu einer Zeit, in der billiger Treibstoff den Einsatz älterer Flugzeuge wieder interessant macht, schöpft die 747-400 maximalen Umsatz aus den wertvollen Startfenstern am ausgebuchten Flughafen London-Heathrow.

Um diesen Effekt zu hebeln, erweiterte British Airways die Business Class in den 18 verjüngten 747-400 um 16 Sessel mit Bettfunktion. Die frisch überholten Flugzeuge setzt British Airways unter anderem auf den gefragten Umläufen nach New York, Chicago und Boston ein.

Ein modernes Panasonic eX3 IFE-System fliegt jetzt mit. Neue Teppiche, Sitzbezüge und -polster sowie eine LED-Stimmungsbeleuchtung vertreiben die Airlinemode der späten 90er Jahre aus den Kabinen, in denen British Airways ihre meisten 747-400 erhielt.

British Airways Boeing 747-400 Retrofit
British Airways Boeing 747-400 Retrofit, © British Airways

Die erweiterte Business Class bringt es in der 747-400 nun auf 86 auf Haupt- und Oberdeck verteilte Sitze, nur elf weniger als British Airways an Bord der A380 installiert hat. Die Kapazität der 747-400 verkleinerte sich mit dem Retrofit von 299 auf 275 Sitze, das sind rund 40 Prozent weniger als eine A380 der Engländer bietet.

Eine First Class mit 14 Suiten im Bug und 30 Premium-Economy-Sitze erhöhen den Premium-Anteil in den modernisierten 747-400 auf 47 Prozent.

Zu den Kosten des Umbaus hält man sich in London bedeckt, im Vergleich zu neuem Gerät dürfte die Investition aber überschaubar ausgefallen sein. Das macht es British Airways einfach, die 747-400 im Zweifel am Boden zu lassen, sollten die Treibstoffpreise unerwartet anziehen.

British Airways Boeing 747-400 Retrofit
British Airways Boeing 747-400 Retrofit, © British Airways

"Wenn es finster wird können sie jedes dieser Flugzeuge eigentlich von einem Tag auf den anderen stilllegen", sagte Airline-Berater John Strickland "Bloomberg" als British Airways das Retrofit vor einem Jahr ankündigte und in der Branche damit für hochgezogene Augenbrauen sorgte. "Das Ganze macht wirtschaftlich absolut Sinn."

Jumbo-Dämmerung


British Airways verrät nicht, wie lange sie die 747-400 noch einsetzen wird. Bis 2023 sollen allerdings einige ältere Maschinen die Flotte im Tausch gegen neue 787-10 und A350-1000 verlassen. British Airways hat 42 Dreamliner in allen Größen, darunter zwölf 787-10, und 18 Airbus A350-1000 bestellt.

Virgin Atlantic, einer der Hauptkonkurrenten von British Airways in Heathrow, legte sich gerade auf zwölf A350-1000 als Nachfolger für ihre 747-400-Flotte fest. Die modernen Zweistrahler von Airbus werden ab 2019 bei Virgin Atlantic einfliegen. Ob die Airline ihre A380-Pläne weiter verfolgt, ist unklar.

British Airways Boeing 747-400 Retrofit
British Airways Boeing 747-400 Retrofit, © British Airways

Zwischen 1988 und 2009 baute Boeing 694 747-400, doch die aktive Weltflotte wird zusehens kleiner. Lufthansa setzt diesen Sommer noch 13 747-400 ein, drei weniger als im Jahr zuvor. Singapore Airlines und Japan Airlines, einst ebenfalls große Fans der 747-400, gaben ihre letzten Flugzeuge schon vor vier Jahren ab.

Die 747-400 war kommerziell der erfolgreichste Vertreter der Jumbo-Familie. Ihr Nachfolger 747-8 ist akut von einem Programmende bedroht. Bis 2019 - es wäre das 50. Produktionsjahr seit dem Erstflug der 747-100 - kann Boeing die zuletzt arg verlangsamte Fertigung noch strecken. Danach sieht es finster aus.
© PaxEx.de | Abb.: British Airways | 09.08.2016 16:55

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Beitrag vom 10.08.2016 - 14:40 Uhr
Warum? Auch mit 275 Sitzen ist die 747-400 immer noch ein großes Flugzeug und verdient mit dem hohen Premium-Anteil sicher gutes Geld pro Flug. Für eine A380 braucht man halt auch immer Ziele, die eine entsprechende Nachfrage generieren und da ist die Auswahl leider begrenzt.
Beitrag vom 10.08.2016 - 10:21 Uhr
Ich finde es schon erstaunlich, dass sich BA in LHR solche Konfigurationen erlaubt. Gerade der limitierende Faktor LHR sollte die Airline doch z.B. in Richtung gebrauchte A380 schicken ?
Beitrag vom 09.08.2016 - 17:27 Uhr
Eine neue Einrichtung der Kabine inkl. IFE kann pro Flugzeug schon mal 20 bis 30 Millionen Dollar kosten - ganz so klein ist die Wette auf eine Zukunft der 747-400 (und die anhaltende Akzeptanz der Passagiere) also nicht.

Andererseits dürfte sich das schnell amortisieren, fast jeder zweite Sitz ist schließlich "high yield" und lässt sich auf den Strecken gut verkaufen. Natürlich ist die 747 keine A380, aber mit dem neuen Produkt kein schlechter Flug.


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